Smartphone-Guide "Vatikanische Museen"

Herzlich willkommen in den Vatikanischen Museen in Rom. Mit dieser Internetseite kann man selbstständig einen Rundgang durch die Museen, Hallen, Höfe und Gänge des Museums unternehmen.

Die Seite kann vor dem Besuch des Museums komplett geladen werden. Die Navigation führt auf die diversen Seitenabschnitte bzw. zu den Museen. Alle Bilder und Grafiken sind durch Anklicken vergrößerbar. Die gesamte Seite ist für das Smartphone optimiert.

Viel Spaß im wunderbarsten Museum der Welt!

Die Museen im Überblick

Was man gesehen haben muss:

  • Augustus von Primaporta (d)
  • Laokoon-Gruppe (e)
  • Apoll vom Belvedere (e)
  • Herkules aus Goldbronze (e)
  • Raffaels 'Schule von Athen' (n)
  • Das jüngste Gericht (s)
  • Sixtinische Kapelle (s)
  • Decke der Bibliothek (t)
  • Pinienhof
  • Die Vatikanischen Museen

    Papst Nikolaus V. begann um 1450 mit dem Bau des Papstpalastes, von Sixtus IV., Innozenz VIII. und Alexander VI. wurde er weiter ausgebaut. Als eigentlicher Begründer der Vatikanischen Sammlungen gilt aber Papst Julius II., der bereits über eine private Antikensammlung verfügte. Ab 1506 erwarb er für den Belvedere-Hof die berühmtesten antiken Skulpturen seiner Zeit. Die päpstlichen Architekten Bramante und Sangallo erweiterten den Palast, der heute einen Gebäudekomplex mit etwa 1.400 Räumen und 55.000qm Grundfläche umfasst. Dem Papst und seinem Hofstaat ist nur ein kleiner Teil vorbehalten, der Großteil ist den Besuchern geöffnet.

    Offizieller Eingang ist das Tor oberhalb der Scala Regia. Diese verbindet den Petersdom mit der Sixtinischen Kapelle und den Stanzen (den von Raffael ausgemalten Privatgemächern der früheren Päpste). Die Treppenanlage wurde von Sangallo errichtet und von Bernini erneuert. Am Fuß der Treppe steht ein Reiterstandbild Konstantins des Großen von Bernini. Der heutige Zugang zum Museum erfolgt aber von der Nordseite, vom Viale Vaticano durch einen zum Heiligen Jahr 2000 neu errichteten Eingangsbereich.

    a. Ägyptisches Museum

    Das 1839 von Gregor XVI. gegründete Ägyptische Museum erstreckt sich über insgesamt neun Säle. Es wird empfohlen, nur die wichtigsten Exponate zu studieren!
    Der besondere Reiz des Museums besteht darin, dass die Säle neben den vielen Exponaten auch architektonische Elemente und Wandmalereien enthält, durch die der Erbauer Luigi Ungarelli das exotische Ambiente des Landes am Nil erleben lassen wollte.
    Die Ausstellungsstücke stammen teils aus dem römischen Ägypten, teils aus Rom selbst, das in der Kaiserzeit ein besonderes Faible für alles Ägyptische entwickelt und daher viele Kunstwerke importiert hatte. Es finden sich aber auch Fundstücke, die in Rom in Anlehnung an den Pharaonenkult entstanden waren, wie etwa aus der Villa Hadriana in Tivoli.

    Saal I: Epigraphisches

    Man betritt Saal I durch ein eisernes Eingangstor und bekommt durch den hohen Rahmen mit Verzierungen sowie die beiden großen papyrusförmigen Säulen das Gefühl, in einem ägyptischen Saal zu stehen. Der Saal enthält vornehmlich epigraphische Fundstücke (Inschriften). Links vom Eingang sind die ältesten Ausstellungsstücke zu betrachten; die weiteren sind chronologisch angeordnet.

    I/1 In der Mitte des Saales steht das Fragment des Thrones mit Sitzstatue Ramses‘ II. mit eingravierter Schriftrolle.
    Ramses II. (* um 1303; † 27. Juni 1213 v. Chr.), war der dritte altägyptische König der 19. Dynastie. Er regierte rund 66 Jahre von 1279 bis 1213 und gilt als einer der bedeutendsten Herrscher des Alten Ägypten.
    Während seiner Regierungszeit blühte Ägypten wirtschaftlich und kulturell, wie bei keinem Pharao nach ihm. Durch sein diplomatisches Handeln gelang es ihm, einen fast fünfzigjährigen Frieden mit seinen Nachbarvölkern zu halten.
    Nach seinem Tod wurde Ramses in einem 70tägigen Zeremoniell mumifiziert. Sämtliche Organe wurden entnommen, das Herz als Zentrum aber wieder eingesetzt; der Penis wurde entfernt, gesondert mumifiziert und wieder angesetzt! Vor der Bestattung wurden die Mumie mit Schmuckstücken und Totenmaske versehen, dann mit langen Leinenbinden in das Grabtuch geschnürt und mit Perseablättern und blauen Lotusblüten bedeckt. Anschließend wurde der tote König in den Sarkophag gebettet.
    1881 führte ein Grabräuber Altertumsbeamte und den deutschen Ägyptologen Emil Brugsch zum Grab des Hohepriesters Pinudjem, wo man auch die Mumie des Pharaos entdeckte. Beim Auswickeln endstanden schwere Schäden; 1974 wurde die Mumie zur Restaurierung nach Paris gebracht (Für die legale Einreise von Ramses II. nach Frankreich benötigte dieser, obwohl schon über 3000 Jahre tot, einen gültigen Reisepass).
    Bei den folgenden Untersuchungen wurde festgestellt, dass Ramses von Natur aus rothaarig war. Im Alter hatte er ein Rückenleiden, das ihn am Stock gehen ließ. Er wurde wahrscheinlich um die 85 Jahre alt. Durch die immer wieder neuen Entdeckungen, die ihm zugeordnet werden konnten, wurde Ramses mit der Zeit legendär.
    Seit 2021 ruht die Mumie Ramses' im neu erbauten Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation (National Museum of Egyptian Civilization).

    I/3 Sandsteinstele der Königin Hatschepsut. Die Königin ist an der tütenförmigen Krone zu erkennen; sie reicht dem "König der Götter" Amon-Ra zwei Gefäße, vermutlich während der Einweihung eines Restaurierungsprojekts am Tempel von Karnak. Hinter ihr ihr Neffe, der künftige Pharao Thutmosis III. mit spitzer Mütze. Nach dem Tod ihres Mannes Thutmosis II. hatte sie die Regentschaft übernommen, da der rechtmäßige Nachfolger noch ein Kind war. Sie beanspruchte diese auch später, ließ sich selbst zum Pharao ausrufen und führte 22 Jahre lang bis zu ihrem Tod das Reich.

    I/5 Das Hauptexponat des Saales ist der "Vatikanische Naophorus". Die Statue stellt Udjahorresnet dar, der einen Naos (Schrein) mit dem Bild des Osiris trägt. Udjahorresnet war Chefarzt und Schatzmeister des Königs von Unterägypten und Kommandant der königlichen Flotte. Die Statue stammt aus der Zeit, in der Ägypten eine persische Satrapie wurde; die Inschrift auf dem Gewand besagt, Udjahorresnet sei ein treuer Untergebener der Perserkönige Kymbyses und Dareios und die persische Besatzungsmacht habe die altägyptischen Traditionen respektiert. Die Statue wurde schon 1738 vom Vatikan erworben.

    Saal II: Bestattungskult

    Der Saal stellt Fundstücke aus, die auf ägyptische Bestattungsbräuche weisen: Sarkophage, Mumien, Objekte der Grabausstattung.
    Gemälde an der dem Eingang gegenüberliegenden Wand: eine Psychostasia (Abwiegen der Seele der Verstorbenen): wenn der Tote für zu leicht befunden wird, kommt er nach links, wo ihn ein Ungeheuer erwartet mit Hundekopf und dem Maul eines Krokodils. Sonst kommt er in die ewige Seligkeit. Auf dem Bild: Gott Anubis (Gott der Totenriten und der Mumifizierung) mit dem Hundekopf, der ägyptische Hauptgott Horus (Himmels- und Lichtgott) mit dem Falkenkopf, Thot (Gott der Weisheit und Wissenschaft), der das Protokoll führt.
    Oben ein dekorierter Rahmen mit langer Hieroglyphen-Inschrift; sie wurde vom Erbauer Ungarelli, einem profunden Ägyptologen, verfasst und lobt die Gründung des Museums durch Papst Gregor. Der Saal insgesamt verdeutlicht, wieviel Wert die Ägypter auf die Grabausstattung legten, da sie das Grab als Haus der Ewigkeit betrachteten.

    II/7 Sarkophag der Djedmut: sie war Sängerin im prächtigen Amun-Re-Tempel in Karnak. Ihr Begräbnis fiel wohl in eine schwere Wirtschaftskrise, denn ihrem Grab (das - bereits geplündert - ab 1980 ausgegraben wurde) fehlte die sonst übliche prachtvolle Bemalung; diese ist stattdessen auf dem Sarkophag selbst aufgetragen. In diesen äußeren Sarkophag wurde stets ein innerer eingelegt, in dem unter einer hölzernen Platte die Mumie abgelegt wurde; der innere Sarg wurde (allerdings ohne die Mumie) in Frankreich wiederentdeckt und befindet sich jetzt in den USA. Der Sarkophag gehört wegen seiner gelbgrundigen Bemalung zum Typ der sog. 'yellow coffins'; dabei wird die gelbe Farbe (der Sonne) als Symbol immerwährender Erneuerung gesehen.

    II/7 Mumie der Amenirdis - Der Kult der Einbalsamierung geht auf die Vorstellung zurück, der Körper müsse für ein Leben im Jenseits erhalten bleiben; nicht nur Könige, sondern auch Mittel- und Unterschicht praktizierten diesen Brauch. Dabei wurde in 70tägigem Prozess dem Körper alle Flüssigkeit entzogen und die Innereien entnommen; diese wurden in einem Kanopus genannten Gefäß dem Grab beigegeben. Der Körper wurde alsdann mit Binden umwickelt und einem Schweißtuch bedeckt. Die Mumie der Amenirdis (möglicherweise Schwester des Königs Pincha von Kush, der im 8.Jh. v. Chr. West-Theben im Süden sicherte) liegt in einem Holzsarg, dessen kunstvoll bemalter Deckel ebenfalls erhalten ist.

    II/8 Die Gruppe von 22 Ushebti (kleine mumienförmige Statuetten) stammt aus dem Grab Sethos' I., dem prachtvollsten jemals gefunden Grabmal im Tal der Könige. Allerdings befand sich die Mumie des Sethos dort nicht mehr, sondern wurde 1881 gut erhalten zwischen anderen Königsmumien im Grab des Hohepriesters Pinudjem aufgefunden. Sethos, der im Jahr 1279 v.Chr. starb, war der Vater des großen Ramses II.; er nannte seine Herrschaft die Wiedergeburt Ägyptens; durch vielerlei Kriegszüge vergrößerte er das Reich und sicherte Handelsrouten. Die Ushebtis wurden durch den Grabentdecker Belzoni dem Vatikan geschenkt. Die (bis 20cm hohen) aus Holz gefertigten und mit einer Harzschicht glasierten Kleinstatuen verkörpern zunächst den Verstorbenen selbst, später stehen sie für Helfer im Jenseits, die dem Verstorbenen zuarbeiten sollen. Insgesamt hat man in Ägypten etwa 700 Ushebtis gefunden. Der Begriff bedeutet 'der Antworter' (also, der dem Verstorbenen dient); er kann aber auch von "Schawabti" stammen, das 'aus Perseaholz' bedeutet.

    II/9 Mumienportrait eines jungen Mannes. Die mit dem Gesicht des Toten bemalten Holztafeln hatten die Doppelfunktion von Totenmaske und Gesichtsschutz; sie wurden in die den Kopf umgebenden Binden miteingewickelt. Die Darstellung ist deutlich römisch; das Bildnis zeigt einen jungen Mann in einem weißen Gewand mit Zierstreifen, wie sie etwa römische Senatoren trugen. Mumienportraits haben wegen ihrer Darstellungskraft, aber auch ihrer realienkundlichen Aussage hohe kunstgeschichtliche Bedeutung. Aus ihnen sind vor allem Rückschlüsse auf Kleidungs- und Frisurenmode zu ziehen; darüber hinaus gefällt die Lebensechtheit und hohe Qualität der Darstellungen. Die Holzplatte wird in dem Werk "Sammlung aegyptischer Alterthümer des Grafen Gregor Stroganoff" erwähnt; der italienische Historiker F. Zeri vererbte 1998 die Platte dem Vatikanischen Museum.

    II/10 Grabtuch - Das bemalte Tuch hüllte den Körper der Toten auf eine Länge von 1,73m vollständig ein; die Besonderheit ist das Portrait der liegenden Toten über die volle Länge. Das Gesicht der toten jungen Frau wirkt ikonografisch, ist aber zugleich sehr lebensecht und detailreich ausgeführt. Die Tote trägt vergoldeten Schmuck, ein Teil des Tuches ist bebildert. Ein Bild stellt die Tote in philosophierender Haltung mit ihrem Lehrer dar. Gewand, Schmuck und Frisur entsprechen der römischen Mode des 3. nachchristlichen Jahrhunderts. Das Tuch wurde im Jahr 1900 von Gayet (einem in seiner archäologischen Praxis fragwürdigen französischen Ägyptologen) in Antinoupolis gefunden und an den Industriellen Émile Guimet verkauft, der es wiederum 1902 Papst Leo XIII zum Geschenk machte.

    Saal III: Das Serapeum der Villa Hadriana

    Der Saal enthält noch Teile der Dekoration bei Gründung des Museums, so etwa gemalte Landschaften, der Kehlrahmen an der Gewölbebasis und die Decke voller Sterne. Wir sehen vornehmlich Statuen aus der berühmten Residenz des Kaisers Hadrian in Tivoli. Der Raum ist dem Serapis-Heiligtum nachempfunden, das man damals am Kanopus (einem wunderbaren von Statuen umsäumten Wasserbecken) der Villa Hadriana zu sehen glaubte. Dort vermutete man auch das Grab des Antinoos, des Geliebten Hadrians, der in Ägypten ertrunken war (Hadrian stürzte über dessen Tod in eine tiefe Depression). Nach neueren Erkenntnissen handelt es sich aber dort eher um einen Gastmahlsbereich. Das Grab wird eher in Antinoupolis vermutet, zumindest weist eine Inschrift auf einem heute auf dem Pincio in Rom befindlichen Obelisken darauf hin. Hadrian ließ Antinoos vergöttlichen und auf eine Stufe mit dem Gott Osiris stellen; die geradezu hymnische Verehrung des jungen Mannes hatte eine gewaltige Auswirkung auf die Kunst, indem allein über 100 Statuen geschaffen wurden (vier stehen im Louvre), die die Legendenbildungen um Hadrians Favoriten stützten.

    III/13 Antinoos-Osiris: Der junge Mann, Begleiter und vermutlich Geliebter Kaiser Hadrians, der 130 n.Chr. wohl bei einem Unfall im Nil ertrunken war, wird hier als der ägyptische Osiris dargestellt, um seine Göttlichkeit zu symbolisieren. Sie stammt vermutlich aus einem Bereich der Villa Hadriana, in dem ein besonderer Kult um ihn begangen wurde. Gefunden wurde sie auf dem Gelände 1740; zunächst im kapitolinischen Museum aufbewahrt, wurde sie 1838 von Gregor XVI. ins Vatikanische Museum geholt. In der Villa Hadriana wurden weitere Antinoos-Statuen desselben Typus gefunden, die sich teils in anderen Museen befinden (s.o., Louvre).

    III/14 Osiris-Apis: Die Statue ergänzt das bei Museumsgründung ersonnene Konzept, den Kanopus als Serapeum nachzugestalten. Der Stier der Doppelbüste stellt hier erneut Antinoos dar. Nach der ägyptischen Mythologie lebte die Seele des Osiris im Apis-Stier weiter, nachdem sein Körper von seinem Bruder Seth zerstückelt worden war. Der Stier soll also das Weiterleben der Seele des vergöttlichten Osiris-Antinoos symbolisieren. Auch diese Statue wurde von Pp. Gregor aus den Kapitolinischen in die Vatikanischen Museen beordert.

    Saal IV: Ägypten und Rom

    Auch dieser Saal präsentiert die ursprüngliche Dekoration mit wunderbaren Wandmalereien und weist darauf, dass im Rom der frühen Kaiserzeit geradezu ein Ägypten-Hype in Rom ausbrach. Nach dem Sieg Octavians bei Actium 31 n.Chr. über Marcus Antonius und Kleopatra wurde Ägypten (damals weltgrößter Getreideproduzent) zur bedeutendsten Provinz Roms. Damit einhergehend wurden Kunstwerke, Monumente wie die allseits bekannten Obelisken, aber auch kultische Feiern und Sakralgegenstände nach Rom gebracht. Aber auch in Rom selbst entstanden Kunstwerke, die sich an die ägyptische Kunst anlehnte. Besonders sehenswert ist die große Statue des liegenden Nil aus schwarzem Marmor.

    IV/16 Anubis: Dieser Gott, immer mit dem Kopf eines Schakals dargestellt, galt in der ägyptischen Theologie als Totengott, begleitete er doch die speziellen Bestattungsriten der Ägypter sowie die Grabstätten. In der Darstellung ähnelt er dem römischen Gott Merkur, indem er mit Reisemantel, Sandalen und Merkurstab dessen Attribute trägt; in der römischen Vorstellung begleitete auch Merkur die Toten in die Unterwelt (so bspw. Eurydike, die Frau des Orpheus). Die Statue wurde 1749 auf dem Gelände der berühmten Pamphili-Familie (der auch Papst Innozenz X. angehörte, der die Piazza Navona gestalten ließ) gefunden und Papst Benedikt XIV. geschenkt.

    IV/17 Der Cacco: Im Stadtteil Pigna (auf dem Marsfeld), der seinen Namen von dem bronzenen Pinienzapfen hat, der dort gefunden wurde und heute im Vatikanischen Museum zu sehen ist, steht die Kirche Santo Stefano de Pinea. Irgendwann wurde am Eingang der Kirche diese eigenartige Skulptur aufgestellt, die ursprünglich aus dem dortigen Serapis-Heiligtum stammte. Die Künstler Ammonius und Phidias sind am Sockelrand erwähnt. Es war der ägyptische Gott Thoth in Form eines Pavians. Die Römer tauften ihn wegen seines dümmlichen Gesichtsausdrucks „Cacco“, was im römischen Dialekt 'dummer Affe' bedeutete. Der Ausdruck ging auf die Kirche über und blieb bis heute, obwohl der Pavian, inzwischen kopflos, längst hier im Ägyptischen Museum steht.

    IV/17 3 Statuen: Die Sklupturengruppe aus grauem Granit stammt aus einer Villa in Tivoli, die man fälschlich für Cassius' Haus hielt, des berühmten Caesarmörders. Die Herkunft und genaue Bedeutung der Kultfiguren, die 1779 gefunden wurden, ist unbekannt. Überlegungen, sie seien für eine Kultstätte des syrischen Gottes Zeus Kasios gefertigt worden, ist wohl spekulativ. Allerdings stammen sie wohl aus dem 2. Jh., in dem Hadrian die Verbreitung des syrischen Kultes förderte.

    Saal V: Der Hemizyklus

    Der halbkreisförmige Saal gehörte ursprünglich zu den Privaträumen Papst Pius' IV. im Belvedere-Palast. Hier sind eine Reihe monumentaler Statuen aufgestellt. Eine Tür in der Mitte des Durchgangs führt auf die 'Pinien-Terrasse' mit blick auf den Pinienhof (z). Außen befinden sich Statuen Sachmets, der löwengestaltigen ägyptischen Göttin des Krieges und der Heilkunst sowie Fragmente von Sarkophagen.

    V/18 Kopf Mentuhoteps II: Diesem Pharao gelang es während seiner Amtszeit (2061 bis 2010 v. Chr.) Ober- mit Unterägypten zu vereinen. Dementsprechend trug er den Beinamen Schema-taui (Vereiniger der beiden Länder). Ihm wird zugleich eine aggressive Außenpolitik zugeschrieben. Einen großen Namen schuf er sich durch Verwirklichung ambitionierter Bau-Projekte, unter anderem einer umfassenden Tempelanlage. Sich selbst baute er in Deir el-Bahari einen Totentempel, der zur damaligen Zeit einmalig war. Seine Mumie, aber auch Kopffragmente wurden dort aufgefunden; den Gang zur Grabkammer säumten 600 Statuen; zudem ließ er einen 150m langen Schacht zum Grab seiner Hauptfrau Tem bauen!

    V/19 Pavian-Statuen: Die beiden Statuen sitzender Paviane wurden in Karnak gefunden. Ursprünglich wird der uralte ägyptische Gott des Mondes und der Wissenschaft Thot als Pavian dargestellt; da die beiden Exponate aber aus dem Neuen Reich (zwischen 1500 und 1000 v.Chr.) stammen, könnten sie hier den Mondgott Chons, der in Karnak hoch geehrt wurde, präsentieren.

    V/22 Königin Tuja, die Gemahlin des Pharaos Sethos I und Mutter des berühmten Ramses II. Tuja war Mitregentin ihres Sohnes, der sie in einen göttlichen Status erhob. Die Statue stellte allerdings ursprünglich die Pharaonin Teje dar, wurde später aber als Tuja-Darstellung verwendet. Sie wurde zusammen mit der Ptolemaios-Gruppe von Caligula nach Rom gebracht und nach ihrer Wiederauffindung im neu gegründeten Ägyptischen Museum aufgestellt.

    V/23-25 Bei der Gruppe kolossaler Statuen von ca. 2,70m Höhe handelt es sich um die Darstellungen des griechischen Königs Ptolemaios Philadelphos, der Ägypten von 284 - 246 v. Chr. beherrschte, und seiner Schwester Arsinoe II, die er heiratete und zur Göttin erklärte.
    Die dritte Figur ist wohl Drusilla, eine römische Kopie der Arsinoe, die Caligula in den "Gärten des Sallust" zusammen mit den Originalen aus Heliopolis aufstellen ließ, wo man sie 1714 auffand. Auch er soll mit seiner Schwester Drusilla ein inzestuöses Verhältnis gepflegt und sie zur Göttin ausgerufen haben. Mit der offensichtlichen Parallele wollte dieser wahnsinnige Kaiser (er ernannte u.a. sein Lieblingspferd zum Konsul) vermutlich seine pharao- und gottgleiche Würde darstellen.

    V/26 Anthropomorphe (menschähnliche) Statue des Gottes Apis, des heiligen Stiers von Memphis, der als irdische Verkörperung des Schöpfungs- und Fruchtbarkeitsgottes Ptah verehrt wurde. Zu erkennen ist der Apis-Stier an hellen Flecken seines Fells. Der Stier wurde in einem Tempel gehalten und nach 25 Jahren getötet, um nach seinem Tod den wiederauferstehenden Osiris zu verkörpern. So hat der Stier eine doppelte Bedeutung, indem er sowohl für die Kraft des Pharao als auch die Vorstellung einer Wiedergeburt steht. Die Statue stammt wohl aus der Villa Hadriana und ging im 18. Jh. in den Besitz des Ägyptischen Museums über.

    Saal VI: Die Carlo-Grassi-Sammlung

    Die hier ausgestellten Bronzen sind von der Witwe des Tabakhändlers Carlo Grassi dem Vatikan vermacht worden. Grassi hatte sein Geld aus Immobilien- und Reedereigeschäften dem Vatikan vermacht. Sein Faible für ägyptische Kunst verdankte Grassi seinem gesellschaftlichen Umgang mit Ägyptologen und Archäologen. Eine Wandinschrift über dem Eingang erinnert an die Einweihung des Saales.
    Besonders sehenswert im Saal ist die Bronzeurne für eine Katzen-Mumie. Diese Katzen waren Votivgaben, die man in ganz Ägypten gefunden hat. Sie dienten der Verehrung der Katzengöttin Bastet, die durch Tötungsrituale besänftigt wurde.
    Weitere Ausstellungsstücke im Saal sind eine Ibisfigur, die den wichtigen Gott Thot darstellt, Weihegefäße sowie eine Stele, die den Gott Horus auf zwei Krokodilen stehend zeigt.

    Saal VII - IX

    Im Aufbau ...

    b. Museo Chiaramonti

    Das Museum Chiaramonti, das im Loggiengang untergebracht ist, der den kleinen Belvedere-Palast mit den Vatikanischen Palästen verbindet, ist nach dem Papst Pius VII. Chiaramonti (1800-1823) benannt. Das Museo Chiaramonti beinhaltet ca. tausend Fundstücke antiker Skulpturen; es stellt eine der stattlichsten Sammlungen römischer Portraits dar und ist auch reich an Beispielen idealisierter Skulpturen und Grab-Skulpturen.

    Im Aufbau ...

    d. Braccio Nuovo

    Die Rückgabe der von Napoleon konfiszierten Werke führte zu einer Reorganisierung der Päpstlichen Sammlungen und zum Bau einer neuen Abteilung für die klassischen Skulpturen. Papst Pius VII. (1800-1823) übergab den Bauauftrag für den sogenannten Braccio Nuovo (d.h. neuer Arm) des Chiaramonti Museums dem römischen Architekten Raffaele Stern.

    Der Braccio Nuovo besteht aus einer 68 Meter langen Galerie, die von einem Kassettengewölbe mit Oberlichtern überdacht ist; im Zentrum der Galerie öffnet sich auf der einen Seite ein Halbkreis, auf der anderen Seite führt eine Reihe an Stufen zur monumentalen Vorhalle, die sich auf den Cortile della Pigna (Pinienhof) hin öffnet. Die Wände werden durch 28 Nischen unterteilt, in denen große Statuen, wie etwa die Kaiserabbildungen und römische Kopien berühmter griechischer Originalstatuen, ihren Platz finden. Die auf Simsen und Halbsäulen ausgestellten Büsten bilden eine Sammlung an berühmten Persönlichkeiten der Antike.



    1 Silen mit Dionysosknaben
    Silenos trägt den kleinen Dionysos in den Armen wiegend; dies symbolisiert, dass er - als Quell von Weisheit - Dionysos' geliebter Erzieher und Lehrer ist. Zugleich wird er aber später als alter Trinker im Gefolge des Weingottes dargestellt, der stets betrunken ist und nackte Mädchen um sich versammelt.
    In der Geschichte des Dichters Ovid von König Midas macht Silenos sich über dessen lange Ohren lustig. Ärgerlich entführt Midas den Silenos, indem er ihn mit dem Wasser eines Brunnens, in das er Wein mischt, betrunken macht. Midas bringt scheinheilig Silenos dem Weingott zurück, dafür gewährt Dionysos dankbar dem Midas die Erfüllung eines Wunsches. Fatalerweise wünscht sich Midas, dass alles, was er berühre, sich in Gold verwandle; darauf wird aber selbst das, was er essen will, zu Gold, so dass er schließlich um Rücknahme der Gabe bitten muss.

    2 Der berühmte Augustus von Primaporta:
    Der Kaiser spricht gerade zu seinen Soldaten; zu seinen Füßen der Sex-Gott Eros mit einem Delphin. Eros ist der Begleiter der Liebesgöttin Venus, der Stamm-Mutter des Julischen Hauses. (Diese kleinen Statuen an den Füßen hatten auch die praktische Funktion, das Abknicken der schweren Steinstatue an den Knöcheln zu vermeiden.)
    Die Statue wurde 1863 in der Villa von Augustus’ Ehefrau Livia gefunden. Ihre Schäden resultierten aus in der Antike erfolgten Stürzen; dabei brachen der linke Unterschenkel, der rechte Fuß und der rechte, in die Luft gehobene Arm; diese wurden nachträglich restauriert. Wie wahrscheinlich alle Statuen der Antike wies der Augustus von Primaporta eine farbenfrohe Bemalung auf, von der heute fast nichts mehr erhalten ist. Die Identität mit Augustus ergibt sich neben dem Fundort aus Vergleichen mit Münz-Porträts.
    Kaiser Augustus steht aufrecht im klassischen Kontrapost (vgl.Nr.18): Ein Bein ist belastet (Standbein), das andere entlastet (Spielbein). Dies nimmt der Statue die Starre und verleiht ihr Bewegung. Der rechte Arm ist erhoben, er ist nicht vollständig gestreckt und weist nach vorne. Dies könnte auf einen Gestus der 'adlocutio' (Ansprache des Feldherrn vor der Schlacht) hindeuten. Der linke Arm ist an die Seite angelegt. Dort befand sich in der Antike wohl ein Gegenstand, womöglich ein Lorbeerzweig.

    Der BRUSTPANZER:
    Die Bilder symbolisieren die Herrschaft sowie Frieden und Wohlstand unter Augustus. Seine Herrschaft beruht auf dem Sieg über Kleopatra und Antonius, daher die Sphinx auf seinen Schulterklappen. Über allem schwebt Caelus (Himmel) und breitet sein Tuch aus über die dank Augustus friedliche Welt. Unter ihm fährt Sol auf seinem Gespann über das Firmament, voraus geht Aurora (Morgenröte), in der Hand das Kännchen, mit dem sie auf ihrem Weg den Tau ausstreut.
    In der Mitte der Szene gibt der Parther-König die Feldzeichen zurück, die Crassus 53 v.Chr. im Partherkrieg verloren hatte. Dies war ein beliebtes Motiv der augusteischen Propaganda, war die Rückgabe der Feldzeichen doch einer der größten außenpolitischen Erfolge des Kaisers. Dieser Erfolg musste so stark betont werden, da Augustus aufgrund der militärischen Stärke der Parther auf den von der römischen Öffentlichkeit erwarteten Krieg verzichtet hatte.
    Unter den Armen des Kaisers (d.h. unter seinem Schutz) sitzen zwei Barbaren, die durch Senken des Kopfes andeuten, dass sie sich willig in die Herrschaft Roms fügen.
    Ganz in göttlicher Manier wurde Augustus ohne Schuhwerk dargestellt, was bis dahin allein Gottheiten vorbehalten war. Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass Augustus schon verstorben war, als Livia die Statue in Auftrag gab.

    BODEN VOR DER STATUE:
    Mosaik mit Odysseus-Motiven. Der Held, festgebunden am Mast eines Schiffes, lauscht den betörenden Gesängen der Sirenen (an Vogelfüssen und Frauenoberleib erkennbar). Sie halten eine Fahne in der Hand, mit der sie die Schiffer heranwinken. Rechts die Darstellung der Insel Capri. Die Sirenen saßen auf der Spitze der Halbinsel Sorrent (der Name bedeutet: Ort der Sirenen). Auf der linken Seite die Darstellung von Skylla und Charybdis. Das Meerungeheuer schnappt gerade einige der Gefährten des Odysseus, um sie zu fressen.

    3: Titus Flavius.
    Nach dem Tod Vespasians war er Kaiser von 79 - 81 n. Chr. und weihte 80 das Kolosseum ein, das sein Vater hatte bauen lassen. Sein größter militärischer Erfolg war die Eroberung Jerusalems, wofür er einen Triumphbogen auf dem Forum, direkt gegenüber dem Kolosseum, erhielt. Die Toga ist das zivile Kleidungsstück des römischen Bürgers, das er auf dem Forum und bei offiziellen Anlässen trug. Titus präsentiert sich hier also bürgerlich als 'primus inter pares' (Erster unter Gleichen). Das Gewand hat viele Falten und zeigt alle Charakteristika einer römischen Toga (Bausch, Gürtel, Wulst) der flavischen Zeit.

    4, 5, 6: Im Zentrum der Halle öffnet sich der Raum hin zum Pinienhof. Vor einem größeren Ensemble steht auf einem Sockel die Portraitbüste Pius' VII., des Museumsgründers. Rechts kann man, vorbei an einer übergroßen Bacchus-Statue, zum Treppenaufgang gehen, über den man durch eine Vorhalle auf den Pinienhof schaut.
    Die von Canova gestaltete Büste Pius' wird flankiert von zwei wertvollen Pfauen aus vergoldeter Bronze. Sie stammen wahrscheinlich aus dem Mausoleum Kaiser Hadrians (Engelsburg) und standen im Mittelalter im alten Petersdom. Dort verzierten die Pfauen in der Vorhalle einen Brunnen für die Waschung der Pilger, dessen Mitte die große Bronzepinie bildete, die jetzt im Pinienhof steht. Während der Arbeiten für den neuen Petersdom wurden die Pfauen hierher gestellt. Die Vögel haben eine extrem gute handwerkliche Qualität, die sich in Realismus und detaillierter Darstellung des Gefieders zeigt.

    9 Demosthenes.
    Römische Kopie einer Bronzestatue des Künstlers Polyeuktes, 280 v.Chr. auf der athenischen Agora aufgestellt.
    Demosthenes, 384 in Athen geboren, war Anwalt in Privatprozessen, später als politischer Redner erfolgreich. Als Philipp II von Makedonien die griechische Freiheit bedrohte, wies Demosthenes seine Mitbürger in seinen Reden immer wieder auf diese Gefahr hin. Im Kampf mit Makedonien wurde er zum leitenden Staatsmann Athens. Er scheiterten aber mit dem Sieg Philipps; nach der Thronbesteigung Alexanders des Großen verlor Demosthenes seine führende Stellung.
    Seine kunstvollen Reden in leidenschaftlicher Vaterlandsliebe ließen ihn zum großen Stilvorbild späterer Rednergenerationen und zum bedeutendsten griechischen Redner werden. Seine wichtigsten Reden sind die 18 erhaltenen Staatsreden gegen König Philipp. Ihnen zu Ehren nannte Cicero später seine Reden gegen Marc Anton die 'Philippika'.
    Der Weg zum größten Redner Griechenlands war schwer, denn Demosthenes litt unter vielerlei körperlichen Einschränkungen, er galt als Weichling. Am meisten litt er unter seinem Stottern. So wurde sein erster Auftritt als Redner zum Fiasko; als er begann zu stottern, rief ein Zuhörer: “Zieh die Luft in deine Lungen, nicht in dein Gehirn!” Diese Situation prägte ihn. Demosthenes erlegte sich strenge Regeln auf, um ständig das Reden zu üben. Gegen alle Sitte rasierte er den Bart ab, um nicht mehr ausgehen zu können und permanent zu studieren. Das Sprechen übte er den ganzen Tag; frühmorgens ging er zum Strand und schrie die aufgehende Sonne an; auch Steine nahm er in den Mund oder ein Messer zwischen die Zähne, um besser zu artikulieren. In jahrelangem Training gelang es ihm, das Stottern zu beseitigen und dann in die Politik einzusteigen. Seine Reden wurden so gut, dass Tausende kamen, um sie zu hören.

    10 Verwundete Amazone.
    Sosikles, der diese Kopie einer Bronzestatue schuf, war ein römischer Bildhauer, der im 2. Jh. als Kopist griechischer Meisterwerke arbeitete. Die Kopie ist eine von drei Exemplaren (Rom, Berlin, Kopenhagen), die Kopien derjenigen Amazonen darstellen, die in einem Künstlerwettstreit zwischen Phidias, Polyklet und Kresilas geschaffen wurden. Diese hier stammte im Original von Kresilas (um 450 v.Chr. in Ephesus); als die beste aber galt die des Polyklet.
    Die Amazone ist unter dem erhobenen rechten Arm neben ihrer Brust verwundet. Sie ist waffenlos und barfuß, ihre Haltung drückt Erschöpfung aus. Sie hat den Kopf zur verletzten Körperseite hin geneigt, der erhobene Arm gibt den Blick auf die Wunde frei. Trotz fehlender Waffen ist sie als Amazone zu erkennen: Sie trägt das dünne Gewand (Chiton) wie ein Krieger hochgerafft, um beim Kampf Bewegungsfreiheit zu haben. Ihr Gewand lässt die linke Brust frei, die Entblößung der rechten Brust ist Folge der Verwundung. Am linken Knöchel ist der Rest einer Halterung für Sporen zu erkennen; sie kennzeichnen die Amazone als Reiterin.
    Die Amazonen sind im griechischen Mythos ein Volk von Kriegerinnen, die am Schwarzen Meer leben - ohne Männer unter der Herrschaft einer Königin und von früher Jugend an im Umgang mit Waffen geschult. Oft werden sie als männergleich, männerbezwingend, manchmal männerfeindlich beschrieben, sie tragen Waffen, reiten auf Pferden in den Kampf und verschmähen weibliche Tätigkeiten. Die Herleitung ihres Namens ist bereits in der Antike umstritten und bleibt ungeklärt: "a-mazos" (griech.: brustlos). Die Amazonen sollen angeblich ihren Töchtern die rechte Brust verstümmelt haben, um den Bogen ungehindert abschiessen zu können. Auf bildlichen Darstellungen, Statuen, Vasen sind sie aber stets mit unversehrten Brüsten zu sehen. Bekamen die Amazonen Söhne, sollen sie diese getötet oder bestenfalls zu ihren Erzeugern geschickt haben.
    Der Kampf gegen die Amazonen ist ein Motiv der Bewährung für griechische Helden. Die Amazonen hingegen werden zu Heldinnen, indem sie die Rolle von Männern einnehmen, zugleich faszinieren sie durch Gewalt und Erotik; so soll die Amazonenkönigin Thalestris mit 300 Mädchen bei Alexander dem Großen aufgetaucht sein, um sich von ihm und seinen Männern schwängern zu lassen, eine Legende, die aber schon in der Antike als feuchter Männertraum bezweifelt wurde.
    Auch bei Homer erscheinen am Rande der Ilias die Amazonen. In späteren Dichtungen wird dann behauptet, während des Trojanischen Krieges seien sie unter ihrer Königin Penthesilea den Trojanern zu Hilfe gekommen und hätten die Griechen in arge Bedrängnis gebracht. Mit großen Anstrengungen und durch das Eingreifen des Helden Achill siegten die Griechen. Penthesilea fiel im Kampf gegen den beinahe unverwundbaren Achill, der sich in sie verliebt haben soll, noch während sie starb!

    11 Statue des Nil.
    Die Kolossalstatue wurde 1513 auf dem Campus Martius gefunden; dort schmückte sie wahrscheinlich einen den ägyptischen Göttinnen Isis und Serapis geweihten Tempelbezirk. Der seitlich daliegende Koloss wird mit fruchtgefülltem Horn in der linken Hand und Getreideähren in der rechten Hand dargestellt; Ägypten versorgte in der Antike Italien maßgeblich mit Getreide; die Trauben erinnern daran, dass Ägypten früher einige der besten Weine lieferte. Ägypten selbst wird durch die Sphinx angedeutet, auf die sich die Figur stützt, und durch exotische Tiere, wie Nilpferde, Krokodile und das Ichneumon (schleichkatzenähnliches Raubtier, sog. Pharaonenratte).
    Die Haare des Gottes symbolisieren das fließende Wasser und sein gütiger Blick den Segen, den er über das Land bringt. Der aus Lotosblumen, Schilfblättern und Weizenähren gewundene Kranz in seinem Haar deuten ebenfalls auf die Fruchtbarkeit hin. Die sechzehn, in verschiedene Höhen verteilten Knaben mit den strammen Pobacken stellen die Ellen dar, um die der Fluß bei der jährlichen Nilschwelle steigt. Ihre Zahl bezeichnet die höchste Steigung des Wassers, bei der die größte Menge Landes überschwemmt und somit fruchtbar gemacht wird.

    12 Statue der Julia.
    Die Figur zeigt die Tochter des Kaisers Titus Flavius (Statue gegenüber, Nr. 3). Sie wurde zusammen mit der Statue ihres Vaters im Lateran gefunden. Das Mädchen trägt eine für die flavische Zeit typische Frisur. Auf Veranlassung ihres Vaters erhielt sie den Ehrentitel 'Augusta'. Nach dem Tod ihres Ehemannes lebte sie mit Domitian, dem Bruder und Nachfolger ihres Vaters zusammen. Dieser soll sie noch zu Lebzeiten ihres Vaters erst vergewaltigt und später durch eine erzwungene Abtreibung ihren Tod verschuldet haben. Diese Angaben aus Suetons Feder, der mit Quellen oft allzu unkritisch umging, sind aber fragwürdig, denn auch unter Domitian wurde sie als 'Augusta' auf Münzen abgebildet und nach ihrem Tod zur Göttin erhoben.

    13 Athena Giustiniani.
    Diese Minerva ist eine römische Marmorkopie des 2.Jh.n.Chr. einer griechischen Skulptur der Pallas Athena aus dem 4./5.Jh.v.Chr.; typische Erkennungsmerkmale sind Helm, Schild und Schlange. Die Unterarme sind Restaurationen. Die Statue wurde im 17. Jh. entdeckt, angeblich in den Ruinen eines Nymphäums auf dem Esquilin-Hügel, der darauf fälschlicherweise als "Tempel der Minerva Medica" identifiziert wurde.
    Die Statue wurde nach der Sammlung ihres Besitzers Vincenzo Giustiniani benannt. Die Figur wurde dort besonders bei britischen Besuchern zu einem Gegenstand der Bewunderung: Ein Verwalter der Giustiniani erzählte Goethe später, die restaurierte Hand sei weißer als der Rest des Werkes, weil die Engländer sie so oft geküsst hätten.
    Die Minerva entging dem Schicksal der übrigen Giustiniani-Sammlung, die 1807 während der napoleonischen Besetzung nach Paris verschleppt wurde. 1805 wurde sie von Lucien Bonaparte gekauft und in seiner römischen Residenz, dem Palazzo Nunez, installiert. 1817 verkaufte er sie an Papst Pius, als dieser das Museum gründete.

    14 Kaiser Claudius.
    Togastatue mit nicht dazu gehörigem, aber gelungenem Portraitkopf des Kaisers Claudius.
    Claudius war der vierte Kaiser nach Augustus, Tiberius und Caligula. Eigentlich hätte er nie Kaiser werden sollen, da seine Familie ihn für kränklich und geistig behindert hielt. Caligula hatte ihn nur zum Konsul ernannt, um den Senat zu demütigen. Nach dem Mord an Caligula durch zwei Offiziere entschied sich die Prätorianergarde überraschend für Claudius als Nachfolger. Er soll sich in den Wirren um die Ermordung hinter einem Vorhang versteckt haben, bis die Offiziere ihn fanden und auf den Thron schleppten.
    Claudius wurde von zeitgenössischen Autoren verachtet, in Wirklichkeit war er aber ein Gelehrter auf vielen Gebieten und wurde damit auch zu einem fähigen Herrscher. Durch die großen Ressentiments des Senates gab es aber politische Spannungen, die Claudius durch Säuberungen und Exekutionen zu beenden versuchte. Wegen seiner Furcht, einer Verschwörung zum Opfer zu fallen, wurde sein Verhalten zunehmend autokratischer.
    Claudius war viermal verheiratet. Seine dritte Frau war die 14jährige Messalina, die als nymphoman galt und ihn ständig betrog. Während seiner Abwesenheit soll sie bei einer wilden Sexorgie zur Schau mit einem Offizier eine Hochzeitsnacht öffentlich zelebriert haben; Claudius ließ sie daraufhin exekutieren. Schließlich heiratete er Agrippina, die ihren Sohn Nero mit in die Ehe brachte. Sie soll zielstrebig darauf hingearbeitet haben, ihn zum Nachfolger aufzubauen. Deswegen ließ sie ihn von dem berühmten Philosophen Seneca erziehen.
    Agrippina soll auch zu diesem Zweck möglicherweise Claudius vergiftet haben. Nach einem Pilzgericht bekam er schlimmste Durchfälle, die zum Tode führten. Seine letzten Worte waren "Oh weh, ich glaub, ich hab mich vollgekackt!" (lat.: "Vae! Puto, me cacavi!")

    15 Ruhender Satyr.
    Kopie einer Arbeit des Praxiteles (4. Jh. v. Chr.), die als eine der meistbewunderten Statue der Antike galt; allein 115 Kopien sind bekannt, deren berühmteste hier steht.
    Satyrn sind Naturgeister im Gefolge des Weingottes Dionysos. In der Mythologie gelten sie als Verkörperung des (kindlich-animalisch) Männlichen, als lüsterne Gegenspieler der Nymphen; meist sind sie nackt, oft tragen sie Attribute des Naturgottes Pan oder des Fruchtbarkeitsgottes Priapos.
    "Die im Original aus Bronze gefertigte Plastik stellt einen jungen Satyr dar, wie an den spitzen Ohren und dem quer über den Oberkörper getragenen Pantherfell erkennbar ist. Er ruht mit dem rechten Ellbogen auf einem Baumstumpf, den Fuß des rechten Spielbeins locker hinter die linke Ferse gesetzt. In einigen Kopien hält er eine Panflöte (Syrinx), oder einen anderen Gegenstand in der rechten Hand. Die linke Rückhand ruht aufgestützt hinter der Hüfte und schiebt das Pantherfell leicht nach hinten weg. Die idealisierten Gesichtszüge weisen die Merkmale der Späten Klassik auf, das lockige und kaum gebändigte Haar wird durch eine Binde umbunden." (aus: Wikipedia)

    16 Lucius Verus.
    Portraitkopf des Lucius Verus auf einer nicht zugehörigen Athletenstatue; wegen ihrer beeindruckenden Haltung wird die Statue als Kopie eines Werkes des Myron aus dem 5. Jh. v.Chr. gehalten. Myron galt als einer der berühmtesten Bildhauer der griechischen Antike. Er war berühmt für seine Götter- und Athletendarstellungen, besonders aber für seine Tierbildnisse. Eine von ihm geschaffene Bronzekuh stand auf der Akropolis von Athen und wurde später nach Rom gebracht.
    Lucius Verus war Mitregent des Kaisers Mark Aurel mit gleichen Machtbefugnissen. Ursprünglich hatte Hadrian ihn als Nachfolger seines eigenen Erben Antoninus Pius vorgesehen. Dieser bevorzugte aber Marc Aurel. Dennoch erhielt Verus eine hervorragende Ausbildung und wurde zusammen mit Aurel ins Amt gesetzt. Trotz einiger Spannungen, die möglicherweise von Verus' lockerem Lebenswandel (er ließ sich in seinen Palast eine Kneipe einbauen und war eifriger Partygänger) rührten, waren beide loyal zueinander; als Verus starb, ließ Aurel seinen Adoptivbruder vergöttlichen und in der Engelsburg beisetzen.

    17 Philipp der Araber. Portraitkopf des Philipp Arabs (Kaiser von 244 - 249 n. Chr.)
    Unter Kaiser Gordian hatte der aus Syrien stammende Offizier gedient und dessen Tochter geheiratet. Nach Gordians Tod rief das Heer Philipp zum Kaiser aus; notgedrungen bestätigte der Senat die Berufung. Bekannt wurde Philipp durch die 1000-Jahrfeier der Stadtgründung Roms, die im Jahr 248 begangen wurde. Es wurde eine bombastische Feier mit Spielen und Geschenken für das Volk. Philipp wollte schon abdanken, da wurde die Provinz Moesia von Goten überfallen. Der Senator Decius stellte in seinem Auftrag die Ordnung wieder her, wurde darauf aber von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen. In einer blutigen Schlacht um die Macht bei Verona kam Philipp ums Leben, Decius wurde neuer Kaiser.

    18 Doryphoros
    Der Speerträger ist eine röm. Kopie nach dem Bronzeoriginal des Polyklet (um 440 v. Chr.).
    Dies die griech. Klassik beherrschende Standmotiv wurde von Polyklet in einer theoretischen Schrift entwickelt und zum ersten Mal im Doryphoros musterhaft verwirklicht. Man soll sich fragen, ob die Figur schreitet oder innehält. In Wahrheit sind hier zwei entgegengesetzte Momente, Ruhe und Bewegung, vereint. Derselbe Gegensatz wiederholt sich als Spannung und Entspannung in den Armen, wobei jedoch die Seiten vertauscht sind: Das Standbein und der tragende Arm, das Spielbein und der freie Arm liegen sich gegenüber (Kontrapost). Nach diesem Prinzip ist die Figur bis ins kleinste Teil verwirklicht. Die Wirkungen, die durch ihre Dynamik von der Statue auf die gesamte griechische Kunst ausgingen, sind kaum zu überschätzen, und seit der Renaissance beschäftigt die Schrift des Polyklet immer wieder aufs Neue die Künstler.

    Die Bedeutung des Doryphoros (rechts das Original) besteht auch darin, dass der polykletische Kanon, also seine theoretische Basis, eine auf Maßen und Maßverhältnissen beruhende Proportionslehre beinhaltet. Alle folgenden Künstler bezogen sich auf diesen Kanon, der letztlich auf mathematischen Überlegungen beruht, die als Ziel das rechte Maß haben (nicht zu groß, nicht zu klein, nicht zu dick, nicht zu dünn). Tatsächlich verkörpert der Doryphoros das rechte Maß in jedem Sinn, in den Körperformen wie in der Haltung, die auch ein geistiger Ausdruck ist. Erst dadurch, nicht allein durch ideale Körpermaße, konnte er das Musterwerk der griechischen Plastik werden.
    Dazu gehört auch das Lebensalter, das den Doryphoros in den ersten Mannesjahren zeigt, nicht zu jung und nicht zu alt. Nicht die eine oder andere Hälfte des Lebens, sondern seine Mitte ist hier das rechte Maß. Lebensalter und Körpermaße befinden sich in einer ausgleichenden Mittellage.

     Um den Rundgang durch die Museen fortzusetzen, muss man von hier aus bis zum Beginn des Museo Chiaramonti zurückzukehren. Von dort betritt man das Museo Pio Clementino.

    Museen e. - z.

    Im Aufbau ...